Utopie, Service

 

Strategische Zukunftsgestaltung mit Design Futuring

20. Januar 2024

 


Nur wenn wir uns eine bessere Zukunft vorstellen können, können wir auch danach streben. Dafür sollten wir das «There is no Alternative-Stakkato» aufbrechen und aktive Zukunftsgestaltende werden. Ein Mittel für Organisationen und Unternehmen auf dem Weg zu wünschenswerten Zukünften heisst Design Futuring. Benedikt Groß und Eileen Mandir haben in «Zukünfte gestalten» eine Handlungsanleitung geschaffen, die auch für unsere Arbeit richtungsweisend ist.


 

Wenn es darum geht, eine wünschenswerte Zukunft zu konkretisieren, helfen uns Methoden aus der Business-Welt kaum weiter. Jörg Metelmann und Harald Welzer nehmen das in «Imagineering – Wie Zukunft gemacht wird» auf. Design Thinking als Methode beginnt immer mit der Nutzer-Perspektive. Mit diesem Mindset kommen wir aber kaum weiter, wenn es um grosse, gesellschaftliche Antworten auf Herausforderungen geht. Denn die Nutzenoptimierung einzelner Gruppen soll der Perspektive der Vielen vom gelingenden Leben nicht zuwiderlaufen, so die Autoren. «Wir müssen das öffentliche Wir in die Gleichung holen, mit der wir Zukunft kalkulieren...»

 

Mit Design Futuring Entscheidungsgrundlagen entwerfen

Einen optimalen Diskurs über bewusste Zukunftsvorstellungen wollen auch Benedikt Groß und Eileen Mandir mit ihrem Buch «Zukünfte gestalten» ermöglichen. Im Kontrast zum Design Thinking, wo man für ungelöste Nutzer*innen-Probleme Dienstleistungen und Produkte entwickelt, greift das Design Futuring im Buch viel weiter. Dort imaginieren die Prozess-Teilnehmenden mögliche Zukünfte. Zukünfte, die mit ihren vielen Unbekannten und Konturen noch gar nicht bestehen.

 

Die Zukunftsszenarien am Ende eines Design-Futuring-Prozesses markieren deshalb keine fertige Lösung, sondern «Erkenntnisse, Ziele und Massnahmen», aus denen sich mögliche Strategien ableiten lassen. Dafür haben Groß und Mandir in ihrem Buch die existierenden Werkzeuge der Zukunftsforschung erschlossen.

 

Den Begriff Design Futuring hat der Designtheoretiker und Philosoph Tony Fry mit seinem Buch «Design futuring: sustainability, ethics and new practice» etabliert. Die Ausführungen haben deutlich gemacht, dass wir beim Design Futuring den gedanklichen Rahmen massiv ausweiten müssen, wenn wir über wünschenswerte Zukünfte spekulieren wollen.

 

Groß und Mandir unterscheiden dabei drei Gestaltungsabsichten: 1) Innovation, 2) Spekulation und 3) Kritik. Die drei Perspektiven sind gleichwertig, die Pfade im Design Futuring Prozess unterscheiden sich aber.

 

  1. Innovation: Für die UTOPIA DESIGNER stellen Innovationen eine zukunftsfähige Absicht dar, wenn wir dadurch klarere, durchdachtere und menschenfreundlichere Alternativvisionen entwickeln, wie es Sarah Spiekermann in «Digitale Ethik» gefordert hatte. Die Motive hinter der Gestaltungsabsicht sind zentral für das nachhaltige Ergebnis. Sie gehören offengelegt und diskutiert. Es reicht oftmals schon, sich im klassischen Innovationsprozess neue, erweiterte Fragen zum Nutzen zu stellen.
     
  2. Spekulation: Die Spekulation und deren Ergebnis lebt wesentlich davon, dass wir es schaffen, Sachzwänge abzulegen. Ein utopisches Bewusstsein unterstützt als Projektionsraum, der die Gemeinsamkeiten der Beteiligten betont. Lino Zeddies von «Reinventing Society» spricht auch von einer positiven und potenzialorientierten Sicht auf die Welt. Auch dafür gibt es methodische Unterstützung, damit die Spekulation von möglichst vielen Perspektiven profitiert. Im Bereich der Spekulation öffnet zudem die gestalterische Designarbeit die Möglichkeitsfenster. Denn wir wollen es «den Beteiligten ermöglichen, sich selbst betroffen zu fühlen», so Groß und Mandir.
     
  3. Kritik: Die Kritik an Zuständen mit Zukunftsszenarien zeigt, was es heisst, den Status quo unverändert beizubehalten. Folgen und Probleme werden so fass- und diskutierbar. Im Kontext der Klimakommunikation zeigt sich, dass «mehr Information nicht automatisch eine bessere Debatte oder bessere Entscheidungen bedeutet», so Carel Mohn. Botschaften sind deshalb viel mehr als die gewählten Wörter. Die kritische Gestaltungsabsicht mittels Design abzubilden, soll mehr Bedeutung bekommen. Ein Szenario unterstützt den breiten Dialog und Diskurs, um die «Problemferne zu überwinden und die Entscheider*innen ins Handeln zu bringen».

 

Arbeit an einem neuen Selbstverständnis

Groß und Mandir konstatieren, dass wir beim Design Futuring mit Denkwerkzeugen und Kreativmethoden arbeiten, im Kern aber vor allem ein neues Selbstverständnis entsteht.

 

Design-Futuring-Prozesse unterstützen dort, wo es für Unternehmen, Organisationen oder Gruppen darum geht, die vertraute Problem-Lösungs-Welt zu verlassen und ein «Zooming-out» zu machen.

 

Das ist auch ein zentrales Anliegen für die Arbeit der UTOPIA DESIGNER. Je nach Ausgangslage sind unterschiedlich viele Beteiligte involviert. Mindestens ein Tag für eine einfache Fragestellung ist vorzusehen; komplexe Prozesse fordern eher eine Woche.

 

Was bringt es? Institutionen und Unternehmen sind regelmässig überfordert mit der Komplexität und Mehrdeutigkeit unserer Zeit. Mit Design Futuring schaffen wir Klarheit und entwickeln Handlungsoptionen für die strategische Entscheidungsfindung. Dieser Prozess lebt auch von seiner emotionalen Qualität und unterscheidet sich nachweislich von vorherrschenden Ansätzen aus der Unternehmensberatung. Es öffnen sich neue Horizonte.

 

«Die Zukunft ist gerade nicht zu sehen», hat der Soziologe Hartmut Rosa gemeint. Das ändern wir gerade.