Zukunftsfähigkeit

 

Werte und Wertvolles für die Zukunft. Was es braucht.

27. Januar 2025

 


Wertvoll ist Materielles, Ideelles oder Künstlerisches. Es gibt das Kostbare oder das Wertvolle, das mir nützt. Sich das Wertvolle bewusst zu machen, eröffnet Fragen und verlangt nach Antworten, wie wir zukunftsfähig werden. Nachfolgende Gedanken schärfen mögliche Kernanforderungen. Sie sind eine Einladung, sich das neue Wertvolle (Werte) vorzustellen. Der Dialog um das neue Wertvolle soll nicht die Komplexität betonen, sondern Ausgangspunkt von zukunftsfähigen Werten sein.


 

1) Verbindendes statt Trennendes

Das Wertvolle und Werte sind geprägt von der eigenen kulturellen Erfahrungswelt, es sollte dennoch möglichst universellen Ansprüchen genügen und vor allem das Gemeinsame betonen. Ausgehend von dort entfaltet es seine gesellschaftliche Kraft in Form von Vielfalt. Das neue Wertvolle beachtet dabei Systemgrenzen, die uns die Natur und unser Planet vorgeben, und es orientiert sich an vernünftigen Prinzipien, die uns als Menschen leiten sollen. Kant liefert eine zentrale Aufforderung: «Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde!» Punkt.

> Das Wertvolle bringt uns zusammen und orientiert sich am Gemeinsamen und an universellen Prinzipien.

 

2) Bereitschaft statt Bewusstsein

Es geht um die Bereitschaft, etwas tun zu wollen und weniger um das Bewusstsein, dass wir etwas tun müssen. Wir kennen längst die Herausforderungen und manche Antworten. Wir wissen etwa aus der Forschung von Stefanie Stantcheva, dass Menschen dazu bereit sind, etwas zu tun. Wichtig für ihre Zustimmung sind aber die wahrgenommene Effektivität der Massnahmen, deren Gerechtigkeit sowie die finanziellen Auswirkungen. Das «neue» Wertvolle muss anschlussfähig sein:

 

Wir brauchen nicht 15 % Engagierte, sondern 85 % Mitstreiter*innen.

 

Mit Appellen an die Opferbereitschaft des Einzelnen erreichen wir zu wenig. Nur die gemeinsame Überzeugung, dass etwas gelöst werden muss, unterstützt uns.

> Das Wertvolle ist fair und anschlussfähig und stösst die Bereitschaft für klugen Wandel auf breiter Front an.

 

3) Wachsen statt verzichten

Um im Rennen zu bleiben, soll das Wertvolle von Beginn an für etwas Neues stehen, das wachsen kann. Das Ziel fasst der Physiker und Klimaforscher Anders Levermann schön zusammen. Er hält fest:

 

«Die Grenzen sind nicht das Ende unseres Wohlstands, sondern dessen Garant.»

 

Er betont, dass wir die Angst verlieren müssen, Grenzen zu setzen, aber innerhalb dieser (System-)Grenzen möglichst viel Freiheit erlauben. Der Fortschritts-Begriff muss sich dafür vom linearen Technologieglauben emanzipieren, damit das gelingt. Wir brauchen neue Narrative und Erfahrungsräume. Die «Politik» unterstützt uns kaum, sie hat das «Big Picture» aus den Augen verloren und ebenso viele Menschen. Die Initiativen und Lösungen kommen vermutlich von anderswo.

> Das Wertvolle setzt auf Kreativität und Freiheit und orientiert sich innerhalb definierter Grenzen.

 

Dem stehen immense Herausforderungen gegenüber. Pionier*innen wissen es: Der Kanon der Zwänge und der Alternativlosigkeit begegnet den Veränderungswilligen mit aller Kraft. Die «Behalte-Narrative», die uns an die Vergangenheit binden oder uns dorthin zurückbefördern wollen, sind wirkmächtig. Die Kräfte, die das zusätzlich befeuern, bedienen sich gerade rücksichtsloser Mittel.

 

Diesen Mächten und unseren eigenen Vorstellungen neue, attraktive Erzählungen des Wertvollen entgegenzusetzen, das ist ein Kraftakt und eine kollektive, kreative Leistung, die keine KI leisten kann. Wenn Andreas Reckwitz in seinem aktuellen Buch von einer «Verlust-Eskalation» in unserer westlichen Gesellschaft spricht, dann soll das neue Wertvolle der verbreiteten Vorstellungsarmut mit einer Explosion neuer, wirkmächtiger Ideen begegnen. Ob das gelingt, weiss ich nicht. Doch der Versuch ist alternativlos.

 

In dem Sinne freue ich mich auf einen intensiven Dialog, auch innerhalb der swissfuture Fachgruppe «Neue Narrative», die wir im Februar 2025 ins Leben rufen. Das «Wertvolle» wird die UTOPIA DESIGNER und mein traumdepot als Metabegriff und als Einladung in die Zukunft begleiten.

 

Denn wie das Essen, ist das Wertvolle ein wunderbarer Ausgangspunkt, um miteinander in den Dialog und schliesslich ins Handeln zu kommen.